Blogbeitrag von Gaycycling.de
02.10.2011
Mittelpunkt meines Lebens
Die Vorliebe für bestimmte Arten von Sportkleidung und ein für mich damit verbundenes körperliches Gefühl, das teilweise auch sexuelle Erregung beinhaltet, war eigentlich immer schon Teil meines Lebens, man könnte sogar sagen ein Mittelpunkt. Im Laufe der Jahre hat sich dieser Mittelpunkt allerdings gewandelt. :)
Veröffentlicht am 01.09.2022
Als Kind waren es vor allem Skianzüge, wenn diese innen und außen aus glattem, glänzendem Stoff bestanden. Besonders beim Anziehen, wenn das Material noch kühl war, fühlte es sich schön an. Daher wollte ich den Skianzug nach einem Spaziergang im Schnee meist gar nicht mehr ausziehen, was meinen Eltern so unheimlich war, dass sie ihn mir wegnahmen.
An dieser Stelle ein Rat an alle Eltern, die in einer ähnlichen Situation sind wie meine Eltern damals: Lasst es zu, verbietet euren Kindern nicht, etwas anzuziehen oder anzulassen, das ihnen offensichtlich gefällt, auch wenn die sexuelle Dimension des Ganzen für euch vielleicht unheimlich ist. Ein Verbot kann die Entwicklung eures Kindes schwerer beschädigen als ihr glaubt, jedenfalls weit mehr als wenn ihr es einfach zulasst.
Dieses Verbot meiner Eltern hat mich lange verfolgt bis ins Erwachsenen-Alter. Keine Sorge, ich bin ihnen deswegen nicht böse, es war auch eine ganz andere Zeit damals!
In meiner Teenager-Zeit, als ich die Vorzüge der Radsportkleidung entdeckte, kaufte ich ein Fahrrad - nur aus einem Grund: Um Radhosen tragen zu können. Wie hätte ich das sonst meinen Eltern erklären sollen?
Mit dem Skianzug im Schnee spazieren gehen, mit dem Radanzug Fahrrad fahren - für andere Menschen als uns, die jene Vorliebe haben, ist das ganz normal.
Wer aber eine solche spezielle Vorliebe hat - und dann auch noch durch ein Verbot in der Kindheit geprägt wurde - der hat eine Scheu davor, sich mit der eigentlich geliebten Kleidung draußen zu bewegen oder gar anderen Menschen zu zeigen.
Als ich mit bbkus webservices anfing und Webseiten zu meinen Vorlieben erstellte, da waren es vor allem andere, die für mich die Kleidung trugen. Aber nicht ich selbst, es fühlte sich einfach nicht richtig an, machte zum Teil sogar mir Angst. Seit der Zeit wissen auch meine Eltern um die besondere Bedeutung der Sportkleidung für mich. :)
Zu Beginn meiner Dreißiger-Jahre endlich dann fasste ich endlich den Mut und sagte mir, es müsse ja nur erklärbar sein. Ein Skianzug im Winter beim Einkaufen zu tragen, wäre z.B. sehr gut erklärbar, selbst wenn nur auf den Bergen Schnee läge.
Letztendlich war es aber der Lächelauslöser, der mein Bild von mir selbst veränderte und mir half, die Scheu zu überwinden und mich selbst voll anzunehmen, und auch draußen und auch vor anderen Menschen Radkleidung auf einer Fahrradtour oder einen Skianzug im Schnee zu tragen.
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